Das erste Interview mit Video…
Dieses Interview mit Bernhard Ostermaier ist auf meinem Blog eine kleine Premiere. Erstmals seit Beginn meiner Interview-Reihe präsentiere ich hier nicht nur die Transkription, sondern dank Zoom kann ich auch ein Video mit unserem Interview zeigen. Wenn sich das bewährt, werde ich das so weiterführen.
Bernhard und ich haben uns vor fast zehn Jahren kennen gelernt, als Bernhard im Salzburger Irish Pub O‘Malley‘s jeden Donnerstag als Karaoke-Moderator gearbeitet hat. (Mit dem Motto: „Let the emotions out!“ und mit dem Grundsatz „Hier ist nicht DSDS, und ich bin nicht Dieter Bohlen!“, was mir sehr gut gefallen hat.)
Dass Bernhard singen kann und auch gern singt, hab ich natürlich schnell gemerkt. Erst später bin auch darauf gekommen, dass er auch ein sehr talentierter Bassist ist und sich in einigen musikalischen Projekten engagiert.
Hier ist der Zoom-Mitschnitt unseres Interviews:
Markus: Wann hast Du angefangen, ein Instrument zu spielen und welches war das?
Bernhard: Ich bin ein relativer Späteinsteiger. Hab mir mit 13 Jahren eingebildet, dass ich „Knocking on heaven‘s door“ von Guns ‘n‘ Roses auf der Gitarre spielen können möchte. Das hab ich dann auch hingekriegt, und das war für mich quasi der Einstieg.
Markus: War das dann gleich auf der E‑Gitarre oder mit einer akustischen?
Bernhard: Das war eine ganz normale Konzertgitarre mit Nylon-Saiten.
Markus: Ich hab mir nur gedacht, dass die E‑Gitarre bei Guns ‘n‘ Roses besser geeignet gewesen wäre, im Gegensatz zu Bob Dylan oder vielleicht auch Eric Clapton.
Bernhard: Anfang der 90er Jahre war der Song halt sehr populär.
Markus: Aber diese Version war halt sehr elektrisch, darum hab ich mir gedacht, Du hättest Dir vielleicht gleich eine E‑Gitarre zugelegt.
Bernhard: Das hat dann noch ein bissl gedauert, aber nicht lang. Ich kann Dir das ganz genau sagen. In der zweiten Augustwoche 1991 hab ich angefangen. Und im September hab ich eine E‑Gitarre bekommen, und im Fasching darauf hab ich meinen allerersten Gig gehabt. 😀
Markus: Du bist zwar spät eingestiegen, aber hast dann Vollgas gegeben.
Bernhard: Das war eine sehr witzige Geschichte. Von einem Musiker, mit dem ich heute noch spiele, dessen Schwester war mit mir aufm Skilager. Und ich hab die Gitarre dabei gehabt, und den einen Song, den ich kannte, hab ich gespielt. Und irgendwann tritt dann der Ältere auf dem Schulhof an mich heran und sagt: „Meine Schwester hat gesagt, Du spielst Gitarre!“ Und ich: „Ja!“ Er darauf: „Hast Zeit für eine Band?“ Und ich dann: „OK!“
Markus: Geil!!! 😀 😀 😀
Bernhard: Es gibt sogar ein Video von dem Auftritt: Musikalisch furchtbar, nie Gitarre gespielt, auf dem Equipment der Hauptband gespielt vor 600 Leuten im Poststall in Teisendorf. Und es war ein Desaster, aber es war lustig.
Markus: Wann und wie bist Du dann zum Bass gekommen?
Bernhard: Der Übergang war fließend. Die Instrumente waren in meinem Elternhaus vorhanden – eine klassische Gitarre, eine E‑Gitarre und auch ein E‑Bass. Den hab ich dann hinterm Schrank hervor geholt und ab dann E‑Bass gespielt, weil es geheißen hat: „Die Band braucht einen Bassisten.“ (Eine Band, die es eigentlich noch nicht gab.)
Markus: Und wie bist Du dann zum Kontrabass gekommen, weil ich den auch gerade im Hintergrund sehe? Das ist ja wieder eine ganz andere Liga.
Bernhard: Das war dann relativ spät. Grundsätzlich bin ich kein Gear Freak. Ich spiel seit Ewigkeiten mit demselben Setup. Aber wenn mich ein Instrument reizt, dann wird das erstmal angeschafft. Und dann schauen wir, was passiert. So ist über die Jahre der Kontrabass dazu gekommen. Und irgendwann konnte ich den auch live einsetzen. Und bin somit auch zur Band gekommen, weil ich das Instrument hatte. Das ist fast schon eine Punk Attitüde.
Markus: Das ist auf jeden Fall ein guter Ansatz. 😀 Aber ich hatte kurz mal einen in der Hand gehabt und gleich wieder weg gelegt.
Bernhard: Er fordert Dich enorm als Spieler, und du musst immer dran bleiben und ständig üben. Der Kontrabass verzeiht gar nichts, und es ist extrem schwierig, die Intonation zu halten. Beim E‑Bass kannst du unter einem gewissen Level auch einmal eine Woche nicht üben. Beim Kontrabass bist du da verraten und verkauft. Und spätestens beim nächsten Gig rächt sich das bitterlich.
Markus: Was mir bei Dir auffällt, weil es nicht viele Leute machen, ist Bass spielen und singen gleichzeitig. Wie bist Du dazu gekommen und wie ist da generell Deine Herangehensweise?
Bernhard: Das ist für mich der gleiche Ansatz wie beim Gitarre spielen. Für mich ist Musik meins, wenn ich dazu singen kann. Und ob ich richtig singe oder nicht, ist für mich wieder ein ganz anderes Thema. Das ist für mich nicht wichtig. Wenn man sich Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers anhört, hört man da einen ähnlichen Ansatz, auch wenn er natürlich viel erfolgreicher ist. 😀
Singen gehört für mich halt einfach dazu. Auch wenn ich froh bin, wenn ich nicht immer singen muss. Aber mit zweiter oder dritter Stimme kann man sich halt auch abheben von den vielen anderen Bands.
Markus: Klar, mehrstimmiger Gesang kommt live immer sehr gut an. Und wenn das die Instrumentalisten können und du nicht zusätzliche Sänger brauchst, kannst du die Band kleiner halten, was die Koordination und Organisation leichter macht.
Am Bass ist es halt gefährlich, dass man beim Singen den Groove verliert und das Ganze schwammig wird.
Bernhard: Ja, das ist dann der Moment, wo die zweite oder dritte Stimme ab und zu auslässt, damit der Bass weiter läuft.
Markus: Darum kann ich mir für mich Leadgesang und Bass gleichzeitig überhaupt nicht vorstellen, auch wenn ich das sehr bewundere.
Bernhard: Das ist im Prinzip aber einfacher als Background, weil du die Leadstimme ja so intus hast, dass du weißt, was Du singst. Und deine Finger wissen, was sie spielen. Viele Sänger von Coverbands wissen leider bei Fremdsprachen nicht, wovon sie singen. Wenn Du den Text aber verstehst und die Story, die erzählt wird kennst, ist das wieder viel einfacher.
Außerdem weise ich immer gern darauf hin, dass es nur einen Multimillionär am Bass gibt. Und das ist Paul McCartney, weil er auch gleichzeitig singt. 😀
Markus: Und Sting vielleicht auch noch! 😀
Bernhard: Aber finanziell ist ihm McCartney sicher trotzdem überlegen.
Markus: Wer mir noch einfällt, ist zwar kommerziell nicht so erfolgreich, aber einfach genial vom Bass spielen her, nämlich Mark King von Level 42. Seine Basslinien könnte ich ja nicht einmal ohne zu singen spielen. 😀
Bernhard: Das sind diejenigen, wo Du weißt, dass Du üben kannst, was Du willst, aber es wird einfach nicht so. (Bernhard hat mir später den Videobeweis geschickt, dass er „Lessons in Love“ sehr wohl spielen kann. 😀 )
Markus: Und Mark King singt dann auch noch so locker flockig darüber. Aber das ist halt ein anderer Level, wo ich auch nie hinkommen werde.
Bernhard: Oder auch Lemmy von Motörhead, der hat das auch geschafft.
Markus: Hast Du drei Lieblingsbassisten?
Bernhard: Das ist eine gemeine Frage – das stand so nicht im Fragenkatalog! 😀
Markus: Es gibt einen Fragenkatalog? 😀
Bernhard: Zeitlos sind natürlich Paul McCartney und die Beatles, die bleiben immer aktuell. Und Paul haben Modi und Skalen nie interessiert. Der hat halt einfach gespielt, was ich sehr beeindruckend finde.
Flea von den Red Hot Chili Peppers ist auch eine große Nummer, Lemmy von Motörhead, Mark King – es ist einfach zu schwierig, sich da auf ein paar zu beschränken.
Wenn man Zeit hat, schaut man sich am besten auf Youtube geile Bassisten an und stellt mit Entsetzen fest: „Oh Gott, ich bin nicht einmal der beste Bassist in meiner Straße!“ 😀
Markus: Ja, da gibt‘s echt geile Typen. Kennst Du Davy 504 aus Italien? Der ist richtig geil, da brauchst ja Jahre dafür, um so spielen zu können, auch wenn Du schon spielst.
Bernhard: Es gibt ja diese Regel, dass man etwas 10.000 Stunden machen muss, um es richtig zu können. Aber auch das gelingt nur mit einem Plan dahinter.
Markus: Selbst wenn du online etwas machst, solltest du da einen persönlichen Lehrer mit einem System haben.
Bernhard: Oder gut filtern können, damit du nur das Sinnvolle machst.
Markus: Neulich hab ich mit Erstaunen rausgefunden, wie relativ einfach James Browns „I feel good“ am Bass zu spielen ist – eine Basslinie mit Suchtfaktor.
Bernhard: Die mag zu einem Playback dazu zu spielen einfach wirken, aber spiel die mal mit einer Band und einem richtigen Schlagzeuger so, dass sie pickt und wirklich tight ist. Das ist dann die Herausforderung.
Markus: Jetzt kommt die nächste fiese Frage – wer sind Deine drei Lieblingsbands?
Bernhard: Schnauf – natürlich die Beatles erstmal, aber es gibt so viele Einflüsse. Bezüglich Tightness und Sachen simpel halten, kann ich jedem Musiker, der viel live spielen möchte, ACDC empfehlen. Du kannst dich halt im Rock nirgends verstecken – du hast keine Bläser, keine Backgroundsänger, du bist die Band. Ansonsten – ja, Dave Matthews, alles Weltmusiker.
Markus: Ja, ist immer schwierig, sich da zu beschränken.
Bernhard: Ich höre jetzt nicht jeden Tag ACDC, aber nach stressigen Tagen sind die wunderbar, sich wieder zu erden, oder auch über die Beatles.
Markus: Weiß Du noch, wie Deine erste Band geheißen hat?
Bernhard: Ja, das war ein lautmalerisches Geräusch aus einem Werner Film – nämlich „Fump“. Das war das Geräusch, wenn die Bierflaschen auf gegangen sind.
Markus: Wie viel verschiedene Bässe spielst Du eigentlich?
Bernhard: Einen Fender Precision, den Kontrabass und einen recht interessanten Yamaha Bass, der verschiedene Sounds hergibt. Wenn die Produktion es braucht, spiel ich auch einen Fretless Bass.
Markus: Und vom Verstärker her?
Bernhard: Da bin ich eher experimentell unterwegs. Hab mir von Martin Reus eine Röhren DI Box bauen lassen. Damit gehe ich in ein Hypex Verstärker Modul, einen Aktivverstärker, und da gehe ich in eine FMC Bassbox. FMC ist eine deutsche Firma von Hans Struck, der sensationelle Basslautsprecher baut (leicht, super Klang, super Support). FMC Basslautsprecher
Meine Bassanlage kann ich samt Bass in zwei Händen tragen.
Markus: Ich hatte früher mal so ein unhandliches Equipment, dass man nur zu zweit tragen konnte. Das würde ich mir jetzt auch nicht mehr antun.
Bernhard: Die meisten Gigs als Trio z.B. spiele ich nur mehr über die DI Box in die PA und lass mir den Sound über die Monitorboxen wiedergeben.
Markus: Abschließend möchte ich Dich noch fragen, welche Projekte Du aktuell am Laufen hast – natürlich ist ja jetzt alles aufgrund von Corona ein bisschen schaumgebremst.
Bernhard: Dadurch dass die Gigs jetzt alle ausgesetzt sind, bin ich halt viel mehr am Üben. Das ist auch schon mal ein Projekt. Zusätzlich nehme ich mit einer Laufener Künstlerin ein Hörspiel auf, wo ich die Gitarren und Bässe einspiele.
Dann hab ich noch das Duo Ostermaier/Willinger – das ist der Musiker, von dem ich anfangs gesprochen habe. Zusätzlich hab ich noch die Hot Rods als Trio und die Jasmin Boys als Quartett.
Markus: Mit Gigs ist das natürlich schwierig jetzt.
Bernhard: Die Auftritte, die für dieses Jahr alle gebucht worden sind, sind teilweise schon auf nächstes Jahr verschoben. Was dazwischen sein wird, weiß halt niemand.
Markus: Hast Du als Abschluss noch einen Rat für angehende Bassisten?
Bernhard: Erstens ein vernünftiges Instrument – der muss jetzt nicht der Mörder Bass sein, aber man soll auch kein Essiggurkerl zwischen Saite und Hals schieben können. Da vergeht einem dann sehr schnell der Spaß. Zweitens bissl Antrieb, dass man was macht und sich drittens nicht durch Youtube Videos frustrieren lässt. Vielleicht nicht gleich mit Mark King anfangen 😀
Markus: Ja klar, weil da ist man dann eher frustriert und hört gleich wieder auf. 😀 Aber selbst, wenn man slappen will, gibt es auch einfachere Sachen als Mark King.
Bernhard: Im Endeffekt musst du die Sachen immer auf die kleinsten Einheiten runter brechen, damit du das Ganze verstehst: „Wo passiert was warum und wann?“
Markus: Ist es nicht auch wichtig, immer mit Metronom zu üben?
Bernhard: Das mit dem Metronom seh ich am Anfang eher kritisch, weil am Anfang Jahre vergehen bis du dich auf das Metronom konzentrieren kannst. Erst wenn man die Sachen in den Fingern hat, im Muskelgedächtnis, kann man sich darum kümmern, dass sie tight werden. Viele unterziehen sich da halt gleich einer dermaßenen Quälerei.
Markus: Also, lieber kein Metronom für Anfänger?
Bernhard: Lieber auf Youtube zu einer Band dazu spielen. Das ist etwas ganz Anderes als ein Metronom. Da kann man sich auch ein bissl verstecken.
Markus: Und es macht halt auch mehr Spaß. 😀
Bernhard: Hast Du sonst noch Fragen, die Du mir stellen möchtest?
Markus: Nein, wir sind jetzt durch. Werde Dich nicht mehr löchern. 😀
Bernhard: Dann sage ich zum Abschied vielen Dank für das Interview!
Markus: Ich hab zu danken – ciao und hoffentlich bis bald im Real Life!
Das sind die Links zu Bernhards Projekten: